HISTORISCHER ÜBERBLICK
HAUSORDEN
Während der Herausbildung absolutistisch regierter Staaten setzt ein
allgemeiner Wandel im Charakter, in der inneren Verfassung sowie in
der Bedeutung des Ordenswesens ein. Bei den bisher betrachteten
geistlichen und weltlichen Ritterorden handelt es sich um sogenannte
historische Orden. Sie sind genaugenommen Stiftungen, das heißt zu
einem bestimmten Zweck gegründete, mit einem besonderen Vermögen
ausgestattete und durch eigene Aufnahmeverfahren gebildete
Personengemeinschaften. Die im Spätmittelalter entstandenen
weltlichen Ritterorden waren bereits Ausdruck für ein Erstarken des
dynastischen Fürstenstaates. Landesherren waren Souveräne eigener
Orden und machten sich zu erblichen Großmeistern.
Mit der
Wirtschafts- und Produktionsform der Manufaktur erstarkte das
Bürgertum, und Differenzierungen der Sozialstruktur innerhalb des
Adels stellten die Fürsten zur Erhaltung und Stabilisierung der
landesherrlichen Macht vor die Bewältigung vielseitiger
staatspolitischer, dynastischer und wirtschaftlicher Aufgaben.
Erhalt der Dynastie und Zentralisierung des Staatswesens hatten
unter den Bedingungen des Absolutismus einen hohen Stellenwert.
Ordensstiftungen dieser Zeit verbanden Ordenswürde mit
landesherrlicher Krone. Die verstärkt im 17. und 18. Jahrhundert
geschaffenen Hausorden sind Dokumente des Entstehens und der
Herausbildung absolutistisch regierter Länder und Herrschaften.
Ordensgeschichtlich stellen sie die Fortführung weltlicher
Ritterorden dar. Materiell schöpfen Hausorden nicht mehr aus eigenem
Landbesitz, sondern aus vom Souverän zugewiesenen Einkünften. Orden
dieser Art sind mit dem Aufstieg einer Dynastie verbunden und
belegen gleichermaßen Familien- und Landesgeschichte.
Äußere Zeichen von Hausorden sind die Insignien, die in der Regel
aus dem Ordenskreuz (Ordenszeichen oder Kleinod), dem Ordensstern
(Bruststern), der Schärpe, der Ordenskette (Kollane) und einer
Ordenstracht bestehen. Die äußeren Zeichen entsprechen in ihrer
Gestaltung dem Zeitgeschmack und bringen durch Devisenwahl und
Symbolik den Anspruch des Stifters zum Ausdruck. Voraussetzung für
ihren künstlerischen Wert war eine ausgezeichnete handwerkliche
Meisterschaft der Juweliere, Medailleure und Emailmaler.
Hausorden sind als Orden innerhalb weltlicher Ritterorden zu
werten. Sie markieren jedoch durchaus die Grenze am Übergang der
Orden von Personengemeinschaften zu Insignien für Verdienste.
-Seraphinen-Orden, gestiftet um 1260-1285 durch Magnus
I., König von Schweden
-Hausritterorden vom heiligen Hubertus, gestiftet 1444 und
dann erneuert 1708 durch Max Joseph, Kurfürst von der Pfalz
und Bayern
-Orden der Distel, gestiftet 1540 durch Jakob V., König von
Schottland
-St.-Andreas-Orden, gestiftet 1698 durch Peter I., Zar von
Rußland
-Hoher Orden vom Schwarzen Adler, gestiftet 1701 durch
Friedrich (III.), Kurfürst von Brandenburg (für das
Königreich Preußen)
-Hausorden der Treue, gestiftet 1715 durch Karl Wilhelm,
Markgraf zu Baden-Durlach
-Orden vom Goldenen Löwen, gestiftet 1770 durch Friedrich
II., Landgraf zu Hessen-Kassel
-Orden der Rautenkrone, gestiftet 1807 durch Friedrich
August (I.), König von Sachsen
-St.-Georgs-Orden, gestiftet 1839 durch Ernst I. August,
König von Hannover
-St.-St. Stanisalus-Orden, gestiftet 1765 durch König
Stanislas August Poniatowski